Piz Palü

Erstellt am: 02.08.2010
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Tourentyp:   Hochtour
Tourenlänge:   4 Tage
Schwierigkeit:     Mittel (je nach Verhältnissen)
Karte:   Schweizer Landeskarte 1277 (Piz Bernina)
Region:   Bernina Gruppe
Hütten:   Diavolezza 2973 m
Gipfel:  Piz Palü 3905 m (Ostgipfel 3882 m), Piz Trovat 3146 m

Tourenplaner:   Tscharly
Teilnehmer:  Birgit, Giri, Luke
Tourentermin:     24. bis 27. Juli 2010
Besonderheiten:  Hauptgipfel um Haaresbreite nicht erreicht, doch der Ostgipfel gilt auch.








Erster Tag: Anfahrt in die Schweiz

Wir fahren schon um 6.00 Uhr los. Obwohl wir heute nur bis Pontresina wollen. Das ist laut Routenplaner in 6 1/2 Stunden zu erreichen. Doch wir fürchten uns vor einem Stau. Giri holt zuerst mich, dann fahren wir zum Luke. Hier stelle ich fest, dass ich meine Jacke vergessen habe. Also noch mal nach Sulzbach. Danach erreichen wir in Normalzeit München. Hier holen wir Birgit ab.

Unsere Vierertruppe ist jetzt komplett.

Richtung Garmisch verlassen wir München. Wir wollen ohne Maut an unser Ziel kommen. Nach Garmisch überqueren wir den Fernpass und fahren auf der Landstraße nach Landeck. Hier dann Richtung Reschenpass weiter. Bei Pfunds machen wir Pause. Wir haben Zeit und trinken einen Kaffee. Ich glaube wir haben die beste Spelunke gefunden die es hier gibt.
Kurz nach Pfunds geht´s rechts weg nach St. Moritz. Hier reisen wir aus der EU aus und in die Schweiz ein. Durch das hier noch junge Inntal gehts landschaftlich interessant weiter. Um etwa 13.30 Uhr erreichen wir St. Moritz. Das liegt zwar nicht ganz auf unsere Route, aber wenn wir schon mal hier sind wollen wir uns das mal kurz ansehen. Wir können aber nichts besonderes entdecken. Schon nach kurzer Zeit brechen wir wieder auf.

Ein kurzes Stück müssen wir zurück, bevor es rechts Richtung Pontresina geht, dem Berninapass entgegen. Kurz vor dem Pass ist die Seilbahn Diavolezza. Da müssen wir morgen rauf (zu Fuß). Heute aber brauchen wir erst mal ein Quartier im Tal. Das Tal liegt auf etwa 2000 m. Gleich in der Nähe der Seilbahn ist das "Gasthaus Berninahaus". Hier machen wir für 75 Fränklis Quartier (mit Frühstück), das ist hier normal, wir sind in der Schweiz. Ich hab die Schlüssel. Doch jetzt müssen wir zuerst noch einen "Banküberfall" machen.
Die Schweiz liegt zwar im Herzen Europas hat aber keine EUROS, also brauchen wir "FRÄNKLIS". Wir fahren zurück nach Pontresina. Ein Bankomat ist bald gefunden. Der spuckt auch Fränklis nach Wunsch aus. Giri hat etwas Angst um sein Auto. Wir stehen auf einem Hotelparkplatz. Doch sein Gejammere hilft ihm nichts. Wir suchen eine Kneipe auf.

Erstens haben wir Durst und zweitens wollen wir eine Kleinigkeit essen. Bier gibt´s auch in der Schweiz. Zum Essen bestellen Giri, Luke und ich "Bündner Fleisch" (Schweizer Schinken) auf ner Semmel - kostet über 10 Fränklis. Birgit bestellt eine echte Schweizer Spezialität: 2 Weißwürste mit Händlmaier Senf aus Regensburg, kostet auch über 10 Fränklis. Danach ist dem Giri sein Auto noch da und die Freude ist groß.

Abends in unserer Bleibe ist das Essen gut. Nur am Nebentisch machten zwei ein Raclett mit "Original Schweizer Käse". Das errinnert uns etwas an einen Schuhraum.




Zweiter Tag: Aufstieg zur Diavolezza und Erkundung

Wir stehen nicht sehr Früh auf. Nach dem Frühstück fahren wir zur Talstation der Diavolezzabahn. Hier wandern wir los. Unter der Seilbahn links vorbei am Diavolezzasee (2573 m) geht´s rauf zur Hütte. Kurz nach 11.30 Uhr kommen wir auf der Diavolezzahütte 2973 m an.

Das Wetter ist hier gut. Im Berninapass, von dem wir kommen, hängen Wolken. Hier ist beste Sicht. Der Blick auf den Piz Palü und den Piz Bernina mit dem Biancograt ist ungetrübt. Wir kaufen uns was zu trinken und genießen die Aussicht.


Auf der Terasse steht ein großer Wurstkessel, da sitzen zwei drinn und genießen auch die Aussicht. Der Giri und der Luke staunen nicht schlecht als sie das sehen.


Wir trinken noch ein zweites Bier, bevor wir gegen 14.00 Uhr aufbrechen um die erste Wegstunde für Morgen zu erkunden. Links am Piz Trovat vorbei erreichen wir ohne Rucksack in 45 Miuten den Gletscher. Mehr wollten wir nicht sehen. Schon nach kurzer Zeit treten wir den Rückweg an. Auf halber Strecke zurück kann man noch auf den Piz Trovat aufsteigen. Der Tag ist noch nicht alt und wir haben noch genügend Zeit. Ich biege links ab, der Luke folgt. Giri und Birgit gehen weiter. Doch schon nach kurzer Zeit kommt auch Giri nach. Auf dem Piz Trovat 3146 m steht ein Materialanhänger, voll mit Eisen für einen neuen Klettersteig. Nach einem kurzen Aufenthalt und einem Gespräch über einen Holzrückewagen kraxeln wir wieder runter. Gemeinsam mit Birgit kehren wir zur Diavolezza zurück.
Trotz unseres Ausfluges ist es erst 16.00 Uhr. Wir bestellen uns noch ein Bier auf der Terasse. Der Wurstkessel wird mit neuen Würstchen befüllt.


Uns wird es zu kalt. Wir suchen das Innere der Hütte auf. Keine schöne Hütte, ein Bergrestaurant eben. Überall wimmeln Asiaten rum. Japaner und auch Chinesen. Jede Gondel, die ankommt, spuckt einen Bus voll aus. Gut dass auch wieder welche abtransportiert werden. Eigentlich ja auch wieder verständlich. Die Aussicht ist wirklich gut hier oben. Echt sehenswert.
Unsere Halbpension am Abend ist gut und reichlich. Nur das Bier mit 6 1/2 Fränklis ist kein wirkliches Sonderangebot. Wir gehen schon etwas vor 22.00 Uhr schlafen. Morgen wollen wir früh raus.



Dritter Tag: Aufstieg zum Piz Palü

Obwohl wir früh raus wollen, sind wir um 3.40 Uhr die letzten in unserem Lager die aufstehen. Trotzdem brechen wir pünktlich wie vereinbart um 4.30 Uhr auf. Wir sind fast die letzte Seilschaft die die Hütte verlässt. Das macht aber nichts. Ursprünglich wollten wir den Palü überschreiten und über den Fortezzagrat absteigen. Da hätten wir früher aufstehen müssen. Durch die Wetterprognose haben wir gestern schon beschlossen die Überschreitung nicht zu machen. Wir sind froh wenn wir den Gipfel erreichen.
Mit Stirnlampen geht´s links am Piz Trovat vorbei Richtung Gletscher. Um 5.30 Uhr können wir komplett angeseilt auf dem Gletscher losmarschieren. Vor uns sind schon einige Seilschaften unterwegs. Stirnlampen brauchen wir hier keine mehr.


Knapp vorbei an den Felsen geht es dem ersten steileren Aufschwung entgegen. Zwischen Spalten führt uns die gut ausgetretene Spur bis auf etwa 3400 m. Hier ist wieder eine flachere Stelle. Es ist 6.50 Uhr wir sind seit dem Anseilen eine gute Stunde unterwegs, 400 Hm sind geschafft. Wir machen, wie die meisten Seilschaften, eine Trinkpause und essen einen Müsliriegel. Links im Osten sieht es so aus als könnte es die Sonne doch noch schaffen. Hundert Meter höher als wir sind liegt aber zäher Nebel. Es ist ungewiss ob die Sonne es schaff wird durchzubrechen.




Nach der Pause folgt gleich eine zweite Steilstufe. Diesmal etwas steiler als die erste. Bevor wir die Einsattelung (etwa 3700 m) vor dem Ostgrat erreichen müssen wir noch mal Spalten umgehen und queren. Oben im Sattel ist es zwar gemütlich flach, aber der Wind bläst ganz kräftig und es ist ungemütlich kalt. Sichtweite etwa 50 m. Wir ziehen an was wir haben.



Vor uns steigen 2 Seilschaften den Ostgrat rauf. Wir folgen als dritte Seilschaft. Die Spur ist tief eingetreten und somit kein Problem. Dann verlässt die Spur den steilen Ostgrat nach Süden und führt nach links in leichtes Blockgelände. Erst als der Ostgrat wieder flacher wird erreicht die Spur wieder den Grat. Um 8.30 Uhr, also nach 4 Stunden erreichen wir den Ostgipfel des Piz Palü (3882 m). Die Sicht ist zwar miserabel aber wir sind trotz Kälte und Wind hier oben.


Kurz vor dem Ostgipfel (3882 m)


Es stellt sich die Frage: weitergehen oder umkehren? Eine Dreierseilschaft geht weiter. Nach kurzem Zögern folgen wir zu viert. Zuerst gehts gemütlich eine Senke runter. Nach etwa 10 Minuten gehts wieder bergauf. Trotz der schlechten Sicht ist erkennbar, dass es rechts nach Norden ganz schön abpfeift. Auch im Süden wird es zusehends ungemütlicher und steiler. Der Grat wird ziemlich schmal. Der Wind lässt auch nicht wirklich nach. Endlich kommt von hinten die Frage ob wir wirklich da rauf müssen. Ich lasse mich schnell breitschlagen umzukehren. Ich mache ein letztes Bild und dann eine Wendung auf der Hochachse.


Das letzte Bild vor dem Hauptgipfel - Unser Umkehrpunkt um 8.48 Uhr



Abstieg zum Ostgipfel und verspätetes Gipfelbild auf dem Ostgipfel


Als wir wieder in der Senke zwischen Hauptgipfel und Ostgipfel sind sagt der Luke dass ich wieder als erster gehen soll. Das mach ich dann auch. Ein kurzer Gegenanstieg zum Ostgipfel bleibt uns nicht erspart. Dann geht´s bergab. Ich passe zwar auf, übersehe aber den Einstieg in das Blockgelände durch das wir den steilen Ostgrat umgangen haben. So wird der Grat immer steiler. Schließlich muss ich rückwärts absteigen, so steil wird es. Doch auch da kommen wir gut runter. Gegenverkehr hatten wir bis hier nicht. Also hat nach uns den Hauptgipfel keiner mehr versucht. Der weitere Abstieg ist kein Problem. Erst etwa auf 3500 m wird die Sicht wieder besser.


Das TEAM



Das Ende des Gletschers erreichen wir ohne besondere Vorkommnisse



Nach dem Gegenanstieg rauf in den Sattel vor dem Piz Trovat, der heute nicht so leicht ist wie gestern ohne Rucksack, erreichen wir um 12.00 Uhr die Diavolezzohütte.


Es wird ein langer Hüttenabend. Günter sagt: "Jetzt trinken wir Bier bis es anschlägt" Das dauert eine Weile bei dem Dünnbier hier. Macht aber nix, wir haben Zeit. Die Tour ist so gut wie beendet. Morgen fahren wir mit der Gondel runter.

Am nächsten Morgen hat´s bis zur Hütte runter geschneit. Der Gondel und uns ist das egal. Die Asiaten haben ihre Freude am Schnee.